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2024

Kannst du noch lauter?

Lesezeit 4 Min

Die Lautstärke deiner Stimme

Mein Weg zum Gesang verlief durch einige Irrwege. 

Zuerst lernte ich nämlich Geige und Klavier. Meine Eltern waren Pianisten und meine Mutter hatte einen Job als Korrepetitorin (=Begleitung am Klavier) bei einer Geigenschule, an der ich dann auch mit 7 Jahren anfing.

Man kann also sagen, die musikalische Vorbildung meiner Kindheit war sehr ausgeprägt und intensiv.

Aber eben auch ausschließlich instrumental.

Dann entdeckte ich am Klavier den Jazz und nach einiger Zeit wurde Jamie Cullum mein absolutes Idol. Seine moderne und frische Art machte großen Eindruck auf mich und bewegte mich, auch einfach mal zu singen.

Zum Erstaunen meiner Eltern, da ich vorher nie sang. Und deshalb steckten sie mich gleich zu meiner ersten Gesangslehrerin in den Unterricht. Klassisch natürlich.

Nach und nach entwickelte sich der Gesang zu einem immer wichtigeren Teil meiner musikalischen Identität.

Ich studierte an der Musikhochschule zwar Jazzklavier auf Lehramt, aber meine musikalischen Projekte involvierten alle auf die eine oder andere Art das Singen.

Ich konnte zu der Zeit schon relativ gut singen, würde ich behaupten. Aber meine Stimme war bislang nicht wirklich „frei“. Es fehlten irgendwie noch die letzten Puzzleteile, damit ich sie wirklich so nutzen konnte, wie ich es mir vorstellte: technisch und intonatorisch sicher, flexibel und klar in Klang und Ausdruck.

Ich wollte auf dem gleichen Level singen können, wie ich Klavier spielen konnte.

Schließlich stieß ich dann auf die CVT. Meine damalige Mentorin war ausgebildete CVT Lehrerin und führte mich in diese Welt ein.

In einer Session arbeiteten wir an einem Song, den ich gerade anfing zu singen (In The Silence von JP Cooper).

Als wir mittendrin waren und ich offensichtliche Probleme hatte, den Refrain richtig zu singen, meinte sie schlicht und einfach: „Sing doch einfach mal ordentlich lauter.“

Das war der Moment, in dem es Klick machte. Nicht nur klang es deutlich besser, es fühlte sich beim Singen auch viel freier und offener an. Ich hatte das Gefühl, als hätte jemand eine interne Wand abgerissen, die mich bisher daran hinderte, meine Stimme in vollem Umfang zu nutzen.

Ich erkannte, dass es unmittelbare technische Zusammenhänge gibt zwischen der Lautstärke und der Technik, die wir beim Singen anwenden.

Und genau darum soll es heute gehen: Wie erkenne ich meine wahre Lautstärke beim Singen?

Ich schreie nicht

In den meisten Fällen, wenn ich meine Schüler in der Unterrichtsstunde auffordere, doch etwas lauter zu singen, bekomme ich die Rückfrage: „Aber ist das nicht geschrien?“.

Das Ding ist:

Der Unterschied zwischen Schreien und Singen ist Kontrolle.

Schreien ist unkontrolliert und Gesang ist kontrolliert!

Mehr nicht.

Wenn du also das Gefühl hast, du schreist, dann liegt das mit hoher Wahrscheinlichkeit daran, dass du deine Stimme nicht unter Kontrolle hast.

Häufig kommen schlechte Erfahrungen mit Gesangsstunden hinzu, in denen nur „geschrien“ wurde oder Chorproben, die die Sänger:innen andauernd ans Limit brachten.

Dabei haben wir ja in der letzten Ausgabe gelernt, dass wir Kontrolle in der Regel durch ausreichende Stützenergie erlangen können.

Singe ich nicht schon laut?

Hinzu kommt in vielen Fällen eine verzerrte Wahrnehmung der eigenen Singlautstärke.

Erst neulich hatte ich eine Session mit einer Schülerin namens Christina. Sie dachte eigentlich, sie würde die Dynamik-Bandbreite ihrer Stimme kennen.

Nach ein paar Übungen erkannte ich das Problem und forderte sie auf, einfach mal viel lauter zu singen. Währenddessen sollte sie ihre Stützbewegung konstant im Blick behalten.

Und siehe da: Sie erkannte ihre Stimme überhaupt nicht wieder.

Und dabei war es überhaupt nicht viel anstrengender. Im Gegenteil: Vieles fühlte sich sogar leichter und freier an und erforderte deutlich weniger Aufwand.

Allein durch das Steigern ihrer Lautstärke, entdeckte Christina einen ihr bisher komplett versteckten Teil ihrer Stimme, den sie jetzt endlich beim Singen einsetzen konnte.

Doch wie kann es überhaupt so weit kommen?

5 Gründe, warum du deine richtige Stimmlautstärke nicht erkennst

Hierfür gibt es viele mögliche Ursachen. Vier davon sind mir in den vergangenen Jahren am häufigsten untergekommen.

Ursache Nr. 1: Audio Kompression bei in Studio-Aufnahmen

Die gängigen Aufnahmetechniken nutzen starke Kompressoren beim Aufnehmen und Bereitstellen der Musik für die gängigen Medienplattformen wie Spotify, YouTube & Co.

Das bedeutet, dass die Lautstärkeunterschiede (=Dynamik) angeglichen werden, sodass sie von gängigen Kopfhörern und Lautsprechern adäquat wiedergegeben werden können.

Eine laute Stimme klingt objektiv gar nicht so viel lauter als, wenn sie leise aufgenommen wurde. Das führt zudem dazu, dass selbst sehr hohe und laute Phrasen nicht zwangsläufig als solche wahrgenommen werden.

Ursache Nr. 2: Playback von Original-Aufnahmen beim Singen

Aufgrund der Mitbewohner oder einer fehlenden Lautsprecher-Ausstattung, bekomme ich häufig mit, wie meine Schüler:innen Kopfhörer im Ohr haben, während sie Gesang üben. Das verzerrt leider die innere Stimmwahrnehmung massiv.

Bei In-Ear Kopfhörern wird der Knochenschall zusätzlich sehr stark beeinflusst, was den Effekt noch weiter verstärkt und die eigene Stimme noch viel lauter erscheinen lässt.

Wenn du nur mit Kopfhörern üben kannst, dann lass wenigstens ein Ohr frei, damit du auch die äußere Akustik hören kannst.

Ursache Nr. 3: Mit der Originalstimme mitsingen

Singst du oft mit einer Originalaufnahme mit? Deshalb ist das nicht unbedingt die beste Idee:

Damit du die Original-Stimme noch hören kannst, musst du die Anlage so laut drehen, dass du dich nicht mehr gut hören kannst oder leiser singen, dass du sie nicht übertönst. So oder so kann ich von dieser Methode nur abraten.

Außerdem hast du damit gar keine Möglichkeit zu überprüfen, ob du auch richtig singst.

Ich hatte einen Schüler, der keinen Ton getroffen hat, er aber der vollen Überzeugung war, dass er super singen konnte, weil er so leise sang, dass er nur die Stimme des Original-Künstlers hörte und niemals seine eigene.

Die Lösung?

Im Internet gibt es zu fast allem ein einigermaßen ordentliches Karaoke-Playback. Und wenn du wirklich so singen willst, wie dein Idol, dann höre dir das Original in kurzen Mini-Abschnitten an und singe die entsprechenden Stellen dann direkt nach.

Ursache Nr. 4: Ich singe nur im Chor

Ähnlich wie bei Ursache Nr. 3 kannst du dir gerade bei lauteren Stellen im Chor nie wirklich sicher sein, ob du wirklich richtig singst oder nicht, wenn du nicht ein einigermaßen sicheres Gefühl für die eigene Lautstärke besitzt.

Deshalb ist es von essenzieller Wichtigkeit, sich auf die Chorproben vorzubereiten, indem man aktiv singt, um zu wissen, wie es sich anfühlt, laut zu singen, auch wenn man die eigene Stimme unter Umständen nicht differenziert genug hören kann.

Ursache Nr. 5: Ich habe Angst, dass die Nachbarn mich hören

Zugegeben: Das kann wirklich unangenehm sein. Ich übe auch sehr ungern zu Hause, weil ich einfach nicht meine Nachbarn stören möchte.

Aber wenn wir ehrlich sind, haben wir doch eigentlich Angst davor, für unsere Stimme verurteilt zu werden.

Hierfür kann ich folgende Strategien empfehlen:

  1. Du suchst/mietest dir einen Raum, wo dich keiner hört. Inzwischen gibt es in den meisten großen Städten Übe-Räume, die man für relativ wenig Geld regelmäßig mieten kann.
  2. Du gehst in den Wald und singst in die weite Welt hinaus. Das klingt zwar romantisch, fühlt sich aber meistens auch komisch an, vor allem, wenn zufällig ein paar Wanderer vorbeilaufen. Zudem ist die Akustik unter offenem Himmel nicht immer die beste.
  3. Du sagst allen, die dich potenziell hören könnten, Bescheid, dass du jetzt üben wirst und dass das möglicherweise komisch und laut sein kann. Falls es sie stört, sollen sie sich doch melden. Damit gibst du die Verantwortung ab und musst dir zumindest keine Gedanken mehr dazu machen, dass du andere störst. Wenn sie sich gestört fühlen, müssen sie schon Bescheid geben.

Kannst du dich in einem Punkt oder gar mehreren wiederfinden? Dann könnte es eine gute Idee sein, die eigene Lautstärke beim Singen einfach mal zu erhöhen. Wie du das konkret machen kannst, erfährst du in der heutigen Taktik und Trainingsmethode.

Es lohnt sich nämlich, der Stimmlautstärke einfach mal freien Lauf zu lassen.

Vorteile von lauterem Singen

Mehr Dynamik: Wahrscheinlich ist das offensichtlich, aber je lauter (und je leiser) du singen kannst, desto mehr dynamische Unterschiede stehen dir beim Singen so zur Verfügung. Du hast dadurch viel mehr Möglichkeiten, Songs dynamisch zu gestalten.

Mehr Emotionen: Mehr Dynamik bedeutet auch stärkere und differenziertere Emotionen. Meist singen wir in lauteren Dynamikstufen, weil es dafür auch genügend emotionalen Grund gibt. So hast du auch hier eine größere Vielfalt an Gestaltungs- und Ausdrucksmöglichkeiten.

Mehr Spaß: Ich gebe es zu: Mir macht es extrem viel Spaß, laut zu singen. Und bisher kenne ich niemanden, der oder die das Gegenteil behauptete. Klar, ich sage nicht, dass wir jetzt alles in extrem lauter Dynamikstufe singen müssen. Aber die ungenutzte dynamische Range hat meistens noch so viel Luft nach oben, dass wir noch weit weg von den Extremen entfernt sind. Nutze das aus und singe manchmal einfach etwas lauter, um des Spaßes willen.

Mehr Ausdauer und Sicherheit: Lautes singen trainiert unsere Ausdauer. Das ist in etwa so wie Gewichtheben. Zwar sind das nicht zwangsläufig die schweren Gewichte, aber bei stetiger Ausführung trainieren wir zwangsläufig unseren Gesangsmuskel in Ausdauer und Kraft. Und wenn die hohen und lauten Stellen sicher gehen, dann wirkt sich das natürlich auch auf die leisen und tiefen Stellen aus.

Ok, I get it. Lautes Singen ist supi!

Aber warum genau?

Hintergrund: Metall, Brust- & Kopfstimme

In der CVT (Complete Vocal Technique) wird grundsätzlich zwischen den Nicht-Metallischen Modes und den metallischen Modes unterschieden. Dabei handelt es sich beim sogenannten „Metall“ um ein akustisches Phänomen, bei welchem die Obertöne der Stimme eine zusätzliche Qualität bekommen, die erst ab einer bestimmten Lautstärke hinzukommt.

Dabei wird die singbare Lautstärke in 10 Schritte unterteilt, wobei 0 nicht hörbar und 10 die maximale singbare Lautstärke darstellt.

Hier siehst du, dass auf der linken, hellblauen Seite noch kein Metall zu hören ist. Erst ab einer Lautstärke von ca. 4 kommt das Metall zum Stimmklang hinzu. Dieser wird meist als kraftvoller oder auch penetranter wahrgenommen.

Mit den geläufigen Stimmregister-Bezeichnungen könnte man es auch so beschreiben:

Die Kopfstimme bezeichnet überwiegend den nicht-metallischen Klang, während man die Bruststimme meist als einen metallischen Klang beschreibt. Je nach Lehre kann sich diese Beschreibung aber auch unterscheiden.

In die Einzelheiten der VocalModes der CVT einzugehen würde diesen Artikel deutlich sprengen. Klar ist aber: Je lauter, desto mehr Metall. Und anhand der verschiedenen Farben im Diagramm weiter oben erkennst du auch, dass ab einer Lautstärke von 4 deutlich mehr Raum für Vielfalt steckt.

Taktik

Lautstärke Reset

Um zu wissen, wie laut du eigentlich singst und welche Optionen du hast, führe ich mit meinen Schüler:innen gerne einen sogenannten „Lautstärke-Reset“ durch.

Dabei geht es zunächst einmal darum, die eigene Lautstärke-Skala von 1 bis 10 abzustecken, um dann darin besser navigieren zu können. Erst wenn wir unsere Extreme kennen, haben wir die Möglichkeit, zu wissen, welche Optionen es zwischen 1 und 10 überhaupt gibt.

Es ist so einfach, wie es klingt:

  1. Such dir jeweils einen Ton in angenehmer Lage aus
  2. Singe diesen Ton einmal so leise du kannst und so laut du kannst.
  3. Versuche jetzt, einen Übergang von Laut nach leise auf einem Ton zu singen. Achte hierbei auf deine Stützenergie, da das viel Kraft in Anspruch nehmen kann.
  4. Wiederhole das für alle deine Töne (tief, mittel und hoch) und verschiedene Vokale
  5. Wende diese Taktik auch auf Phrasen oder ganze Song-Abschnitte an

Trainingsmethode

Der Urschrei

Das offensichtlichste und häufigste Problem an der ganzen Sache ist, dass man sich oft nicht immer traut, wirklich laut zu singen (Siehe Ursache Nr. 5 weiter oben).

Hierbei kann es helfen, sich ein eine Emotion hineinzudenken:

Stell dir vor, dir am anderen Ende der Straße gerade dein Auto (oder dein Fahrrad) geklaut.

Keiner außer dir sieht das Geschehen und deshalb möchtest du auf dich aufmerksam machen, da du zu weit weg bist.

Wie würde das bei dir klingen?

Such dir am besten einen Partner oder eine Partnerin, mit der du diese Übung machen kannst. Kauft sie dir deinen “Schrei” ab oder nicht?

Falls ja, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass du wirklich laut warst. Falls nicht, versuche es erneut.

War das jetzt aber nicht ein “Schreien”?

Vielleicht, aber es ist ja auch nur eine Übung, damit du ein Gefühl für dein stimmliches Volumen bekommst.

Probierst mal aus. Und falls du niemanden findest, mit dem du diese Übung machen kannst, biete ich dir an, dass du mir einfach eine Sprachaufnahme auf Instagram schicken kannst, und dann bewerte ich, ob du laut genug bist oder nicht! :)

Jetzt bist du dran.

Denkst du, du hast jetzt ausreichend Wissen, um das gelernte in die Tat umzusetzen?

Nimm dir jetzt jeden Tag 5 Minuten Zeit und führe die Urschrei-Übung durch.

Tracke deinen Fortschritt und fange jetzt an, deine Stimme mit mehr Dynamik, Emotion und Sicherheit zu benutzen.

Schreibe mir, wie es dir dabei erging und was das mit dir getan hat. Ich freue mich über Feedback und Anregungen für die nächsten Newsletter-Ausgaben.

In den kommenden Ausgaben beschäftigen wir uns damit, wie wir es schaffen nicht länger mit den Vokalen zu kämpfen und sie zu unserem Vorteil zu nutzen.

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